„Wir müssen reden – 2024" am Bodelschwingh-Gymnasium Herchen (15.-17.01.2024)

Kurz und knapp
Während die Familienministerin Paus noch mit einem Modellprojekt zur Stärkung der mentalen Gesundheit von Schülerinnen und Schülern im September 2023 startete, ist man am Bodelschwingh-Gymnasium Herchen bereits unterwegs. Anfang 2023 hatte die Schülerschaft im Rahmen der von der Schülervertretung organisierten „Wir müssen reden“ - Tage einen ersten Schritt getan und sich mit mentalen Belastungen auseinandergesetzt, die der Schulalltag mit sich bringt. Inspiriert durch die positiven Rückmeldungen der Jugendlichen und angesichts des offenbar nach wie vor hohen Bedarfes an mental fitmachenden und persönlichkeitsentwickelnden Kursen, den tatsächlich sowohl Studien als auch die eigenen Erfahrungen der Schulgemeinde aufzeigen, möchten alle Beteiligten nun diesen neuen, zukunftsorientierten Weg mit erfahrenen Dozenten der “Akademie der Möglichkeiten” (www.akademie.team)  fortsetzen. Diese bringen starke Konzepte aus unterschiedlichsten Fachgebieten ein, um sich gegenseitig gut zu ergänzen und den Schülerinnen und Schülern ein optimales Programm anbieten zu können. Gemeinsam will man im Rahmen der kommenden „Wir müssen reden“ - Tage Mitte Januar 2024 mit professioneller Unterstützung den Fokus auf mentale Skills richten und einen nachhaltigen Plan umsetzen. Dazu bietet die Akademie drei Schwerpunktthemen an: Lernen/Lernstress/Prüfungsvorbereitungen, Stress/Entspannung/Balance sowie Ziel/Motivation/Sinn und bindet auch die Lehrerschaft gezielt mit ein (siehe Konzept).

Rückblick:
Im Januar 2023 fanden die von der Schülervertretung ins Leben gerufenen Aktionstage unter dem Titel “Wir müssen reden” statt, um die Schülerinnen und Schüler in ihrem Schulalltag in eher lebenspraktischen Bereichen statt formalem Schulstoff zu unterstützen, indem Kurse rund um das Thema „Mentale Belastungen - Stress“ angeboten wurden. Dabei wurde nicht nur thematisiert, wie bestimmte Krankheitsbilder, Belastungsmuster und im Extremfall auch Süchte entstehen und aussehen können, sondern auch, wie man diese vermeiden, damit umgehen oder heilen kann.

Die “Akademie der Möglichkeiten” bot also bereits im vergangenen Schuljahr zwei Kurse zum Thema Stress an. Guido Weber von MentaFit4Life referierte über Stress und Stressmanagement. Er aktivierte anschließend das eigene Wissen der Schülerinnen und Schüler und sammelte mit ihnen „Best practice“ Beispiele, wie man am besten mit Stress umgeht. Milena Dolega der Lern-Schule Hese hielt einen kurzen Vortrag zum Thema Lernstress und lud sie zu einer Lerntheke zu den Themen Lerntypen, Lernmethoden, Lernmanagement und -Organisation und digitales Lernen ein. Die Jugendlichen erhielten so die Möglichkeit, nach eigenen Bedürfnissen die Inhalte zu erarbeiten und sich direkt Rat bei Frau Dolega einzuholen.

Die Schülerinnen und Schüler zeigten sich begeistert von den Angeboten und bewerteten die von ihrer Schülervertretung organisierten Tage sehr positiv: „..., dass wir endlich etwas besprochen haben IN DER SCHULE, was wirklich wichtig für unsere Freizeit- und Lebensgestaltung ist. Es wird mir auch sehr helfen mich auf die Schule vorzubereiten, weil ich viel über das Lernen und den Stress gelernt habe.“ (Ein Schüler auf die Frage, was ihm besonders gefallen hat.) Daraus entstand in der Schülerschaft der Wunsch, ihren Gegenstand nachhaltig zu endtabuisieren, zu diskutieren, letztlich „anzupacken“ und sich dazu professionelle Hilfe zu suchen – das hat definitiv Vorbildcharakter!

Die Schulgemeinde des Bodelschwingh-Gymnasiums Herchen hat sich daher dazu entschieden, ab 2024 und in den kommenden fünf Jahren mit der Akademie ein aufeinander aufbauendes Kursprogramm umzusetzen, das sukzessive für die Klassenstufen 9 – 13 ausgebaut wird. Aufgrund der positiven Rückmeldungen der Schülerschaft und der guten Zusammenarbeit im vergangenen Jahr wurde die “Akademie der Möglichkeiten” gebeten, zunächst ein Angebot auszuarbeiten, das sich an drei Januartagen 2024 an die Schülerinnen und Schüler der Stufen 10 – 12 richtet.
Dies hat die Akademie gerne aufgegriffen und ein aufeinander abgestimmtes und interaktives Workshop-Programm zusammengestellt. Ziel ist es, die Schülerinnen und Schüler über Stress, seine Auswirkungen und den Umgang damit aufzuklären und den Jugendlichen, passend zu ihrer Klassenstufe, Wissen und Handwerkszeug an die Hand zu geben. Mit der gezielten lerntherapeutischen Vorbereitung für die beiden großen Abschlussprüfungen, der ZAP (Zentrale Prüfung in Klasse 10) und das Abitur, nehmen die Teilnehmenden Lernkonzepte mit, die sie auch weiterhin in Ausbildung oder Studium begleiten können. Doch erst die mit eingeplante Visionsarbeit ermöglicht es ihnen zu erkennen, warum sie die Mühen auf sich nehmen. So können sie die Oberstufenzeit und ihren Start ins Leben nach dem Gymnasium kompetent und zielorientiert meistern.

Die drei Coaches der “Akademie der Möglichkeiten” bieten folgende Themenbereiche an:

Milena Dolega der Lern-Schule Hese

Frau Dolega vermittelt Wissen zum Thema Lernen und Prüfungsvorbereitung und gibt den Schülerinnen und Schülern Arbeits- und Lernkonzepte an die Hand, mit denen sie sowohl die Schule als auch alle zukünftigen Lernherausforderungen meistern können.  

Guido Weber von MentaFit4Life

Herr Weber erarbeitet mit den Schülerinnen und Schülern das Thema Stress unter dem Aspekt der körperlichen und geistigen Gesundheit. Ein wichtiger Baustein dabei ist die Einschätzung der Arbeitsauslastung und eine Planung der Learn-Life-Balance.

Tatjana Ortmann von SuppOrt

Frau Ortmann bietet durch klassische Methoden der Persönlichkeitsentwicklung, wie unter anderem Visionsarbeit und die Erarbeitung von Glaubenssätzen, für die Schülerinnen und Schüler eine starke Komponente zur individuellen Zielfindung. Ihre Kurse richten den Fokus der Lernenden auf den Sinn ihres Tuns und erhöhen so ihre intrinsische Motivation.

Während der Abstimmung zu den Inhalten mit der Schulleitung kam man auch darauf zu sprechen, wie die Nachhaltigkeit der vermittelten Inhalte gefördert werden kann. Über Handouts und den einen oder anderen Alltagshelfer hinaus nehmen die Teilnehmenden aus den Kursen des Tages konkrete Aufgaben mit, um die vermittelten Kenntnisse und Fähigkeiten in den Alltag zu transportieren. Vervollständigt wird dieses Angebot mit Kursen auch für die Lehrerinnen und Lehrer. Sie erhalten nicht nur Einblicke in die gehaltenen schülerorientierten Kurse, sondern zusätzlich Hilfestellungen und Hinweise, wie sie die vermittelten Inhalte im Unterricht und Schulalltag unterstützen können. Dadurch möchten wir die gesamte Schulgemeinschaft begleiten, gemeinsam an einem stressfreien Schulalltag zu arbeiten.

Im Gespräch mit der Schülervertretung und der Schulleitung stellte man auch fest, dass es sehr viel Sinn macht, die Zielgruppe innerhalb der Schülerschaft zu erweitern. Um sich während des 10. Schuljahres auf die Zentrale Abschlussprüfung vorzubereiten, sollten die Schülerinnen und Schüler bereits zum Start des Schuljahres über Ideen und unterstützende mentale Instrumente verfügen, so dass idealerweise schon in der 9. Klasse dafür das Fundament gelegt werden sollte. Da ab 2027 wieder das Abitur nach 13 Schuljahren abgelegt wird, erstrecken sich die Workshoptage in Zukunft auf eine ganze Woche, in der die Stufen 9 – 13 ein gezielt auf sie abgestimmtes und aufeinander aufbauendes Programm erleben werden.

Diverse Studien weisen darauf hin, dass der Bedarf, sich mit mentaler Gesundheit auseinanderzusetzen, vorhanden ist und größer wird: Psychische Erkrankungen nehmen weiter zu und liegen um 48% über dem Niveau von vor zehn Jahren (DAK Psyche Report 2023: Erneuter Höchststand bei psychisch bedingten Fehltagen im Job!) Und fast jeder zweite junge Mensch hat zur Zeit Angst vor einer psychischen Erkrankung (48% der 14- bis 29-Jährigen fürchten einen Burn-out oder eine Depression – Ergebnis einer repräsentativen Umfrage des Forsa-Instituts im Auftrag der DAK-Gesundheit, Herbst 2023).

Mitte September 2023 rief auch Familienministerin Lisa Paus, wie bereits zu Anfang erwähnt, ein Präventionsprogramm zur Unterstützung von Schülerinnen und Schülern ins Leben. Sie möchte dadurch die Belastungen durch die große Zahl an Krisensituationen lindern und die Lernenden bei deren Bewältigung unterstützen. Man darf gespannt sein, ob die Beschränkung besagter Präventionsprogramme auf Coaches aus Sozialpädagogik, Sozialarbeit und Psychologie zielführend ist. Eine Erweiterung auf qualifizierte Coaches mit entsprechenden Ausbildungen rund um die mentale Gesundheit wäre zum Wohle der Kinder und Jugendlichen unserer Meinung nach sinnvoll.
 

Zum guten Schluss
Die Idee und das Vorgehen des Bodelschwingh-Gymnasiums Herchen passen daher sehr gut in die Zeit. Gemeinsam mit der ”Akademie der Möglichkeiten“ wurde hier - der Politik voraus - bereits ein sehr solides Projekt geschaffen, welches die Ideen der Familienministerin weitestgehend enthält und darüber hinaus zielgerichtet ergänzt. Finanziell ermöglicht wird es vom Förderverein des Bodelschwingh-Gymnasiums Herchen, was das Engagement und Interesse sowie die große Unterstützungsbereitschaft der Elternschaft unterstreicht.

Guido Weber                                                    Dr. Judith Pschibille                        Torsten Ganschow

(”Akademie der Möglichkeiten”)              (Schulleitung)                                   (Vorsitzender des Fördervereins)

Luca Winter und Franziska Weber           Imke Frobeen

(Schülervertretung)                                       (Beauftragte für Öffentlichkeitsarbeit)